Früher einmal habe ich geglaubt, es wäre meine Pflicht, den Menschen zu dienen. Also diente ich dem, was ich für die Menschheit hielt und sonnte mich in dem Gefühl, das Nötige zu tun.
Irgendwann entdeckte ich, dass die Menschheit gar nicht will, daß man ihr dient. Im Gegenteil, sie nimmt dir jeden Versuch dazu übel. Schon weil die meisten Leute keine Ahnung haben, was sie eigentlich wollen.
Deshalb tue ich seit einem Jahrzehnt, was mir gefällt und nehme hin, wenn die Welt deswegen kratzt oder beißt. Ich habe es aufgegeben, mich für Gruppen verantwortlich zu fühlen. Oder mich stellvertretend für Viele zu rechtfertigen.
Empathie und Mitgefühl sind dennoch feste Bestandteile meines Lebens. Ich helfe, beteilige mich, unterstütze Individuen. Knüpfe Netzwerke mit Menschen statt Organisationen. Das Urteil einer/s FreundIn ist mir wichtiger als das Raunen der Millionen.
Doch auch das ist kein (All)Heilmittel. Je kleiner der Kreis der "Wichtigen" umso vernichtender ihre Kritik. Je näher ich Menschen an mich heranlasse, umso verwundbarer bin ich. Es gibt Tage, an denen sich das rächt.
Heute ist so ein Tag.