Reizende X, holdseligste aller Nymphen.
Mag mich der Freiherr zu Knigge einen Narren nennen und aller Welten Fetteln Mund vor Wute schäumen, so kann und will ich doch nicht davon lassen, Euch mit ein paar Zeilen zur Last zu fallen.
Seit unserem Abschied an jenem köstlichen Julitage - soll er tatsächlich keine Woche her sein, ich möchte den Kalender Lügner nennen - umgibt ein Schleier von Zuversicht mein Dasein. Weich und voll Liebreiz scheint die Welt, unter feinem Gespinst ist alles Leid verborgen, seit jenem kostbaren Moment, in dem der Jüngling in mir hoffen wagen durfte, in Eurem Lächeln das Versprechen auf ein baldiges Fortsetzen unserer Konversation zu erkennen.
Nun wirft das Schicksal sich mit aller Macht die Toren eigen in den so sicher gewähnten Weg. Die Götter wissen um die Tiefe meiner Qualen und wetteifern um das Recht mich wie dereinst Hiob zu prüfen. Wohl vermag die Pestilenz uns Stunden und Tage stehlen, mein Sinnen nach Euch wird sie jedoch vergebens zu Schlafen bringen suchen, selbst wenn ihr furchtbarer Griff die Länder Jahre noch umschlänge.
Mein Busen bebt, wann immer ich erinnere, wie Euer Mund sich meinem näherte, um huldvoll jenes Lied zu flüstern, dass allen Sprachen eigen ist. In diesem Augenblick war ich dem herrlichen Wahnsinn verfallen, der kostbarer ist als Gold und Rubin und wünschenswerter als ein klarer Verstand.
Tand, Leichtsinn, Übermut ruft die von alten Narben enge Brust des Herzens neue Lust, doch vermag sie jenes Feuer nicht zu sticken, dass ihm durch Euch entfacht.
Ich fühle es seit Euer Zaubermund uns band: Wir sind keine Kinder mehr.
Der Unschuld Nacht weicht zögernd nur und macht doch stetig Platz für einen Morgen, der, selbst noch fern, sein oha irgendwas habe ich gemacht Rosenlicht bereits auf Bergesspitzen spielen lässt. Ich würde Euch zwar mit dem Degen in der Hand gegen alle zudringlichen Bewunderer, und wären es die höchsten, zu verteidigen wissen, aber das Recht dafür habe ich erst von Euch zu empfangen. Lasst mich nicht vergebens hoffen.
Eure Augen leuchteten mir schon einmal Gewährung, als ich, der arme Schäfer, der Göttin zu Füßen sank. Habe ich erst ein paar Worte von Euch, in denen ein Echo, wenn auch ein noch so leises, der meinen wiederklingt, so werde ich es möglich machen, die lange Zeit schadlos zu überdauern, bis dass wir uns erneut allein begegnen.
Euer untertänigster
Sartyr